Induktionsplatten, Topfböden und Co.
Man hört immer wieder, das z.B. die Hendi-Induktionsplatte manche Töpfe nicht ausreichend zum Kochen bringen kann. Häufig wird dann meistens die Topfqualität oder das Stromnetz in den Raum geworfen, eine aussagekräftige Antwort häufig nicht gefunden. Oftmals wird ein Topf daran gemessen, wie er mit der Hendi harmoniert. Zurecht?
Folgend möchte ich einige Erfahrungen mit euch teilen.
Bitte auch beachten, das ich hier eben nur meine Erfahrungen teile. Ich schaue seit einiger Zeit etwas genauer in der Thematik hin, aber habe auch keine Doktorarbeit draus gemacht. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit.
In meiner Tätigkeit sind mir nun so einige Induktionsplatten durch die Hände gegangen, von 3,5kw bis 8kw von diversen Herstellern auch 400V Herdplatten, und allerlei Gasbrenner....und viele...viele....viele...viele verschiedene relevante Töpfe.
Zuerst ein Wort zur unter Hobbybrauern weit verbeiteten Hendi 3500M.
Die "Hendi". Der "Tesa" der Hobbybrauer wird in 99% der Fälle bei Nachfrage unhinterfragt empfohlen.
Die Hendi bringt eine akzeptable Leistungsabgabe an Töpfen, die keine oder äußerst geringe sogenannte Hohlwölbung im Topfboden haben, meistens ca. 3200 - 3400W, welche auch unter Hobbybrauern verbreitet sind. Leistet aber tendenziell weniger, wenn diese ausgeprägter vorhanden ist. Wieviel weniger ist ganz unterschiedlich und vor allem unterschiedlich relevant.
Die Hendi 3500M kann also nur direkt auf der Platte anliegend annähernd volle Leistung erbringen. Die Leistungsaufnahme in Watt steht in direkten Zusammenhang mit der Aufheizrate.
Diese Tatsache ist ziemlich merkwürdig, haben doch aber viele, wenn nicht die meisten Töpfe diese Hohlwölbung.
Wie schlagen sich andere Platten?
Besonders sehr hochwertige Großküchenmarken mit hervorragenden Bodenqualitäten und Wandstärken haben diese Wölbung quasi immer, mit Sicherheit nicht Grundlos. Man muss aber nur in die Küche schauen. Zumindest einige Töpfe und Pfannen dürften die Wölbung haben.
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Kurzer Exkurs, die Hohlwölbung:
Die Hohlwölbung wird von den Herstellern eingebaut, um zu verhindern, dass sich durch die Hitzeausdehnung der Topfboden nach unten wölbt und der Topf nicht mehr heiß wird oder sogar (ohne entsprechendes Werkzeug) unbrauchbar wird. Auch besteht (theoretisch) die Gefahr, dass wenn dies passiert, der Druck auf die Glaskeramikplatten erhöht wird und die Kochplatte springt.
Diese Wölbung kann manchmal beim Ausdehnen nicht 100% am Boden aufliegen, es kann ein minimaler Abstand verbleiben. Zu geringe Temperturen z.B. können dies verhindern. Das ist von Topf zu Topf unterschiedlich. Dies spielt auch keine Rolle für die Leistung, denn Induktion wirkt trotzdem, ebenso Glaskeramik (Infrarot) und Gas sowieso.
(Hinzukommt, dass Induktionsplatten die eigentlich für unsere Topfgrößen gebaut sind, Spulen mit ca. 30cm Durchmesser haben und nicht das Miniding in der Hendi....so mal ganz am Rande, ebenso haben E-Herdplatten für so große Töpfe ab 50 Liter einen Durchmesser von gut 40cm)
Eines muss klar sein. Der Boden dehnt sich aus, und irgendwo muss er hin und egal wie der Boden gestaltet ist, wenn dies nach unten geschieht, ist das SCHLECHT.
Besonders Hersteller sehr hochwertiger Produkte, wie sie in der qualitätsbewussten Großküche eigesetzt werden, mit Sandwichböden mit 7mm Alulayer und aufwärts, super starke Bodenbleche, geben sich sogar sehr viel Mühe, diese Wölbung sehr akkurat herzustellen, fast exakt von Kante zu Kante. Hier ein Foto von einem sündhaft teueren Fissler, der so gut heizt, das er erfolgreich zum Marmelade köcheln verwendet wird. Bei Massenware brennt die rein, trotz "Sandwichboden". Die Aussagen meiner Oma sind unwiderlegbare Beweise.
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Bei diesen Töpfen mit Wölbung sind mit ca. 3100W-3300W im Maximum mit der HENDI zu rechnen, andere machen das besser, dazu später mehr. Wieviel ist ganz unterschiedlich. Qualitätsbewusste Hersteller passen diese Wölbung ihrem Ermessen an. Die Hendi meistert das mal besser, mal schlechter.
Merke:
Die Hohlwölbung ist also kein Qualitätsmangel sondern soll jahrelangen Gebrauch und Funktion sicherstellen.
Hier wirds eng für die Hendi
Besonders stark sind aber alle Töpfe betroffen, die in Bauart wie die eines großen amerikanischen Heimbrauzeughersteller gehalten sind. Also alle 10, 15, 20 Gal. usw. von quasi allen Marken und Herstellern. Meines Wissens sind alle Töpfe die dieses Maß haben, (also höher sind bei gleichem Durchmesser, wie die hier üblichen Standardtöpfe), mit dem gleichen Boden versehen, kann mich aber irren. Auch in bekannten Kaufhäusern kann man mittlerweile diese Böden sehen. Diese Böden neigen dazu, stärker zu schwingen als andere und haben tendenziell einen größeren Abstand zur Kochplatte. Die Sandwichböden sind eher dünn, genauso wie die restlichen Bodenkomponenten. Beim Erhitzen biegen sie sich dadurch sehr stark und die Hendi kann kaum mehr Leistung anbringen. (Langfristig ist auch das Risiko erhöht, dass sich solche Böden im Laufe der Zeit verziehen, was bei richtigen Gastrotöpfen ausgeschlossen ist. )
Hier kann oft nur mit 2800W bis bestenfalls 3100W gerechnet werden. Manchmal kommt oft noch dazu, das die Böden öfters total überstreckt sind. Das merkt man wenn die Leistung bei der Hendi nur noch um die 2500W liegt. (Wer das Problem hat, soll sich melden, kann ich beheben, egal welcher Hersteller) Somit kommt es immer wieder zu Meldungen, das die Hendi hier auch normale Mengen nicht kochen kann. Brewpaganda z.B. kontrolliert vor Versand alle Böden und stellt diese bei Bedarf auf der Presse ein.
Sind nun die Töpfe schlecht, oder die Platte?
Erst ein Wort zu den Töpfen (schlecht eingestellte Böden mal außen vor):
Zum einen muss man die verschiedenen Bodenarten als gegeben annehmen. Die Hersteller haben Ihre Gründe für Ihre Böden.
Aber Töpfe und Braukessel haben in der Regel auch mehr Eigenschaften, die individuell kaufentscheidend sind, als die Heizrate auf der Hendi 3500M.
Zum Beispiel:
- So sind die gerade genannten aufgrund Ihrer Höhe sehr beliebt, weil man bei gleichen Durchmesser mehr Ausschlagmenge hat. Auch HERMS - Brauer lieben diese Kessel. Da müssen Bleche rein, Coils, Wasseinlässe usw. Auch die Optik ist vielen Wichtig. In diesen speziellen Fall muss man wissen, das diese Art von Topf, egal von welchen Hersteller, alle die gleichen Böden haben. Diese sind dünner gebaut als z.b. die Profi-Serie von Contacto oder unsere CHEF Kessel. Ich kenne einige Marken und alle haben diesen Boden.
Während also die Ausstattung sehr gut ist, ist der Sandwichboden jedoch nur mittelmäßig.
- andere schauen nur nach den Preis und Volumen.
- Besonders Kochtöpfe und Braukessel der Oberklasse, also relativ teuere Gastronomieprodukte, bestechen durch oft deutlich dickere Topfwände und haben sehr schwere Sandwichböden. Der Boden ist von Hersteller zu Hersteller anders designed aber die meisten haben dicke, schwere Böden gemeinsam, welche für bestmögliche Hitzeverteilung sorgen. Hotspots sind fast ausgeschlossen. Bastler schätzen diese Töpfe, weil sie sich gut schweißen lassen. Wer schon mal 0,8mm Edelstahl geschweißt hat und 1,2mm oder wie bei der CHEF Serie von Brewpaganda in Teilbereichen sogar bis 2mm (LINK) weis bescheid. Diese Töpfe sind an Solidität und Zuverlässigkeit nur schwer zu übertreffen. Man verwendet Sie Jahrzehnte und erinnert sich an viele Sude :).
Und so gibt es viele Eigenschaften und Gründe, warum man sich für den einen oder anderen entscheidet. Das Material selbst hat relativ wenig Einfluss auf die Aufheizrate, zumindest unter Edelstahltöpfen und die induktionsfähige Unterseite des Kessels ist quasi immer aus magnetischem Chromstahl, egal aus was der Topf selbst besteht.
Eine gute Induktionsplatte muss den Durchschnitt an erhältlichen Töpfen zumindest ähnlich gut erhitzen können. Was der Topf dann daraus macht, ist wieder ein anderes Thema.
Also liegt es an der Hendi?
Ich fürchte ja. Denn es gibt Induktionsplatten, die diesen Mangel nicht zeigen. Es sind gemessen an der Masse an Induktionsplatten die es gibt (und ich kenne einige mittlerweile) qualitativ sehr hochwertige Produkte, die so funktionieren, wie man es eigentlich erwarten würde.
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Alternativen:
3,5KW:
Die YATO YG-04700 (LINK)
Die YATO heizt auch die oben erwähnten Kessel mit Maximalleistung oder im Schnitt 3400W über die Kochzeit. Aber Totalausfälle gibt es bisher nicht. Das Betriebsgeräusch ist noch ruhiger als bei der Hendi. Im Grunde ist egal was man draufstellt, man hat immer die Garantie, das die Leistung ankommt. So zumindest meine Erfahrung und ich habe einiges ausprobiert und auch Geld investiert, auch um an diese Erkenntnisse zu gelangen. Man muss es nehmen wie es ist, Preis-Leistung ist absolut TOP. Besser als bei jeder mir bekannten. Die Platte läuft bei Strom AN/AUS wieder selbstständig weiter.
Genaugenommen ist diese Induktionsplatte eigentlich die einzige, die man pauschal empfehlen kann.
Hier geht es zum Test mit der YATO bei 60 Liter Wasser mit dem oben genannten (mehr zum Schwingen neigenden) Boden.
Die BARTSCHER IK35SK (Link).
Ein Top Produkt, heizt auch genau so, wie man es erwarten sollte. Teuerer aber Super Service in Deutschland. Die Platte läuft zwar bei Strom-Aus-An nicht mehr ohne Reset los, aber dafür ist bei Bartscher der Schaltplan online. Schön für Baslter. Auch hier merkt man schon beim Auspacken das man wirklich was gutes für sein Geld erworben hat. Und an der Steckdose wird man bestätigt. Ich behalte meine, die Platte macht auch total Spaß. Die Tatsache, dass ich einen echten deutschsprachigen Technischen Kundendienst habe, rechne ich dem Produkt hoch an.
Die SARO "FINJA"
Zwei Lüfter, solides Brummen, kein blechernes scheppern. Ein 70L Profitopf wurde mit 3435W gemessen, ein Brewkettle 20Gal. (SS) mit 3436W....Top Werte.
Die Platte läuft nach Strom AUS/AN nicht wieder an und muss resettet werden. Der Schaltplan ist beim Hersteller online.
Wenn mir noch andere gute auffallen, schreib ich Sie auch hier rein. Ich kaufe regelmäßig "Just for Fun" neue.
Hier sind Videos die die unterschiedlichen Leistungsaufnahmen zeigen jeweils mit einem 36 Liter Kochtopf aus der Gastro, also ziemlich schwere Qualität für die Größe und einem 15 Gal. Braukessel)
Hendi:
Bartscher:
Yato:
5 kw
Hendi 239322 5000 D XL (Link)
Seid mal ehrlich...welche Großküche knallt sich 60 Liter Suppe auf ein 3,5kw Kochplättchen? Ein 400V Anschluss macht euch ein Elektriker für wenig Geld ins Haus.
Ich kenne diese Induktionsplatte nicht persönlich, habe aber eine andere 8kw Platte im Haus. Einfach toll. Aber egal wie gut dieses Induktionsfeld ist, da sollte gut Leistungsüberschuss vorhanden sein und der Preis ist gut.
oder
GAS
Im Vergleich günstig, bei viel Power. Wenn es die Umgebung zulässt, immer einer sichere Nummer.
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Was hat das Stromnetz damit zu tun?
Verlängerungskabel reduzieren die Leistung und sollten gem. Handbuch auch nicht verwendet werden. Kann ich bestätigen.
Die Platten brauchen eine Steckdose mit 16A Sicherung für sich alleine.
Elektrische Details müssen die Elektriker erörtern.
Was nun?
Erstmal Kirche im Dorf lassen:
Ausgehend von 3500Watt bewirken 300W weniger, sage und schreibe ca. 15 Minuten mehr Zeit von 20 bis 100° bei der durchschnittlichen Wärmekapazität von 12P Bierwürze.
Maischen ist eh kein Thema, wenn es nicht grad z.B. 65 Liter sind. Wichtig ist das (abgesehen von den Totalaussetzern) nur für Brauer, die unbedingt >50 Liter mit 3,5kw kochen wollen. Ob das überhaupt sinnvoll ist, ist zumindest fraglich. Ich weis, viele machen das und es geht und ich will das hier auch nicht bewerten. Nur soviel: Ich liebe meinen 12kw Brenner :)
Man sollte also nicht in Erbsenzählerei verfallen und jetzt panisch Watt und Sekunden zählen. Meistens ist das völlig egal und manchmal nimmt man es eben in Kauf, weil andere Dinge wichtiger sind.
Sehr wohl ist das aber wichtig, für Brauer, die mit der Menge ans absolute Limit gehen, also 50-60 Liter und da kochen wollen. Auch könnte es eine Rolle spielen, wenn so viel Maische vorhanden ist, das man zügig aus den Rasten rauskommt.
Das ändert aber alles nichts daran, das man wohl nicht das selbe Geld für die schlechtere Induktionsplatte ausgeben wird.
Ich finde:
Das die Hendi immer geradeaus empfohlen wird, halte ich für falsch. Dafür ist sie nicht gut genug und nicht alternativlos.
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Nachtrag: Hier nochmal ein Vergleich einiger Induktionsplatten:
Das Induktionsfeld der Hendi ist relativ schwach, bzw. hat kaum Reichweite, so das schon ein Millimeter ausreicht um bis zu 10% Verlust zu erhalten, dadurch kann es sogar zu deutlichen Unterschieden durch die Herstellungstoleranzen bei ein und dem selben Topfmodell kommen. Andere Induktionsplatten haben das nicht, die heizen mehr oder weniger gleich stark, egal was drauf steht.
Modelle:
Hendi 3500M
Yato YG-04700
Bartscher IK35S
Saro (Modell "Finja")
Caso 2365
Ergebnis 70L Topf:
Hendi: 3260W
Yato: 3470W
Bartscher: 3460W
Saro: 3435W
Caso: 3335W
Mit anderen Topf mit dünneren Sandwichboden/Brewkettle (schwingt stärker):
Hendi: 2880W
Yato: 3450W
Bartscher: 3156W (Test mit kleineren Topf gleicher Bauart 3400W)
Saro: 3436W
Caso: 3011W
Ranking "gefühlt"
Platz 1: YATO YG-04700
Bestes Preis Leistungsverhältnis. Top verarbeitet. Die Werte sprechen für sich.
Platz 2: SARO FINJA
Hervorragende Heizwerte, gute Verarbeitung. Auch hier ist der Schaltplan online.
Platz 2: Bartscher IK35S
Nein, kein Schreibfehler, die kommt auch auf Platz 2. Die Bartscher bringt super Leistung, wenn auch die Yato und die Saro bei den dünnen, stark schwingenden Böden der Brewkettles etwas die Nase vorn hat. Aber das ich hier einen echten deutschsprachigen technischen Kundendienst im Hause der Firma Bartscher habe, rechne ich dem Produkt sehr hoch an. Ich habe ein paar Worte mit dem Herren telefoniert und bin überzeugt. Verarbeitung sehr gut. Wer kein ON/OFF braucht, oder selber basteln kann, macht hier nichts verkehrt.
Platz 3: Hendi 3500M
Gemessen an den Hype um "die Hendi" muss ich sagen, sind die Werte eher traurig. Das sie ON/OFF fähig ist, macht wieder etwas gut. Fazit: Mittelmäßig.
Platz 4: Caso
Obwohl sie besser heizt als die Hendi, ist der Unterschied nicht so groß. Das Geräusch beim Betrieb ist wieder so verdächtig scheppernd, wie es bei hier unerwähnten extrem schlechten Produkten (*) der Fall ist. im Grunde finde ich sie für die Leistung die sie bringt, zu teuer, da ändert auch das große Format nichts daran. Im normalen Küchenbetrieb ist sie sicher besser aufgehoben, die Temperatureinstellungen habe ich nicht überprüft.
(*) eine Platte eines anderen Herstellers war so mies, die ging sofort wieder zurück und konnte bei dem Vergleich nicht berücksichtigt werden.
HINWEIS:
Bitte beachtet, das die Verwendung so großer Töpfe wie beim Bierbrauen üblich, NICHT den Herstellervorgaben entsprechen, egal welcher Hersteller. Auch eine ON/OFF Brausteuerung dürfte als nicht bestimmungsgemäß angesehen werden und beides geschieht auf eigene Gefahr und am Gerät rumbasteln sowieso.
Ich hoffe ich konnte euch etwas weiterhelfen.
Christoph